Eine Welt aus dem Computer
Die Effekte von Space 2063
Von Uwe Rein-Deinzer. Reprinted without permission. © Television #6 April 1996

Hammer Immer dieses endlose Warten! Ständig fragst Du dich: Wann fängt das rote Alarmlicht wieder zu leuichten an? Du gehst hin und her, es kribbelt dir in den Beinen, du findest keine Ruhe. Du weisst, sie sind da draussen. Sie warten irgendwo zwischen den Sternen in ihren Schiffen, um bald wieder zuzuschlagen und die Menschheit empfhindlich zu treffen. Doch du weisst nicht, wann. Du müsstest Angst haben, aber irgendwie hast du vergessen, was Angst ist...

Ach, Quatsch, natürlich kannst du es niemals vergessen, aber du hast es so tief in dich hineingeedrängt, damit du Tag für Tag deinen Job tun kannst, ohne die Nerven zu verlieren. Was immer auch da draussen auf dich wartet, du hast keine zeit für Furcht! Aber nachts, da schreist du doch manchmal, wenn die Träume aus deinem Unterbewusstsein hochkriechen und dich mit ihrer Ausweglosigkeit verschlingen...

Wenn du jedoch in deinem Fighter sitzt, wenn du auf den Feind zudonnerstm, wenn du deine Hände um den Feuerknopf verkrampfst, wenn du mit deinem Raumschiff regelrecht verschmilzst, wenn du eins mit ihm wirst, wenn sich deine Augen unterm Helmvisier verschmälern, wenn du den Feind haargenau im Fadenkreuz jast, wenn du ganz ruhig abdrückst, wenn das Alien-Schiff vor dir in einen Flammenbll zerbirst, dann drehst du deinen Fighter mit einer selbst für dich unfassbatren Kaltschnäuzigkeit wieder weg, rast in den pechschwarzen Sternenhimmel, suchst sofort, ohne nachzudenken, den nächsten ...

Wer die Menschen sind, diem mit ihren Problememn beladen, in dieser Zukunft ihre innerne und äusseren Kämpfe ausfechten, wissen wir - doch wer sind die Leute, die die Raumschiffe, in denen sie sitzen, zum Leben erwecken, die die spektakulären Schlachten im All kreieren, die die zukunft in all ihren technischen Details sichtbar machen?

Alles begann in der Küche von Ken Stranahan. Der SFX-Experte besass drei Computer, und sein Kollege, Tim McHugh immerhin einen,. Macht zusammen vier. Die stellten sie in Kens Küche und produzierten fast ein Jahre zwischen Kochtöpfen, Herdlappen und Geschirrschränken aufwendige Spezialeffekte ...
Begonnen hatte alles tief unter dem Meer! Tii und Ken lernten sich naämlich bei der Produktion des Seaquest-Pilotfilms kenne. Als die ein bisschen in Richtung Star trek schielenden Abenteuer des Unterseebootes als Serie vom Stapel liefen, ging McHugh, der visual effects supervisor gewesen war, von Bord, während Stranahan für die gesamte 1. Staffel anheuerte.
Als McHugh ein gutes Jahre später mit seinem Freund Joe Conti zusammen arbeitete, erinnerte er sich an Stranahan, und fragte ihn, ob er auch dazu stossen wolle. Der war begeistert, und da Conti bald wieder ausstieg, taten sich die zwei zusammen und gründeten Area51.

Area51 Sie hatten bald ihre ersten Jobs, u.a. für Star Trek Deep Space Nine und Clive Barkers Lord of Illusions. Rasch nahmen ihre Tätigkeiten so überhand, dass es ihnen in der Küche zu eng wurde. Also mieteten sie sich in einer ruhigen Seitenstrasse im beschaulichen Pasadena eine Etage, liessen dort ihren ersten, wesentlich leistungsstärkerenDec-Alpha Computer aufstellen und hiessen den matte-Maler Merkovich im Team willkommen. Es dauerte nicht lange, da musste man das Büro sogar auf ein zweites Stockwerk erweitern - als das Angebot kam, am 6,5 Millionen teuren Pilotfilm einer neuen Science-Fiction Serie mitzuwirken: Space: Above And Beyond.

Nach dem Willen der Produzenten Glen Morgan und James Wong sollten die Effekte von Space durch eine atemberaubende Computer-Animation entstehen. Um dies bewältigen zu können, stelle Area 51 eine Reihe von Computer-Animationskünstlern ein.

Bei Space 2063 ist Ken Stranahan digital animation supervisor, Tim McHugh visual effects producer und ihr Kollege Glenn Campbell visual effects supervisor. McHugh und Campbell entscheiden über das Ambiente der Serie und beeinflussen mit ihrer Arbeit auch die Rasanz der Action. Glenn Campbell muss als supervisor am Set anwesend sein, um die Dreharbeiten zu überwachen - vor allem, was Aufnahmen vor einer Blue Screen betrifft, einer blauen Wand, in die später am Computer der tatsächliche, aber künstlich erzeugte Hintergrund hineinkopiert wird. Campbell achtet auch darauf, dass das, was gedreht wird, später mit dem Material der SFX-Künstler am Computer kombinierbar ist.

Die führenden Köpfe von Area 51, ken Stranahan und Tim McHugh, wollten sich mit ihrer Arbeit von Babylon 5 ansetzen, der anderen populären Serie, die einzig auf sogenannte CGIs zurückgreift. CGIs sind computer generated images, also Bilder, die einzig und allein am COmputer kreiert wurden, ohne Modelle oder andere hiflsmittel aus der Realität. Jeder Fan von Jerry Doyle oder Claudia Christian weiss, dass die Babylon 5 CGIs etwas sehr Künstliches an sich haben (wie ja überhaupt die ganze Atmosphäre auf der Station und die vielen leicht skurrilen Aliens). Das passt zwar vorzüglich zu der intelligenten Spacecenter-Serie, hätte aber einer harschen Schauermär wie Space eher geschädigt.
Darum gab es für die beiden SFX--Künstler nur ein: Die Effekte mussten so echt sein, dass sie geradezu photorealistisch wirken würden, d.h. obwohl sie am Computer gemacht werden, sollten sie so wirklichkeitsgetreu aussehen, dass sich der Zuschauer erstaunt an den Kopf fassen und murmeln würde:Wow, wo haben die das gedreht?

Für die Raumschiffe musste Area51 eng mit Produktionsdesigner Bernard Hides zusammenarbeiten, der das Deisgn von Shciffen, Gebäuden oder Räumen entwarf. Da man sich aber schon von Beginn an zusammensetzte und über das Aussehen der zukunft diskutierte, flossen Ideen con beiden Seiten in das Endprodukt ein. So hielt sich Animationskünstler Scott Wheeler beim Alien-Schif zwar relativ genau an die Zeichnungen der Designer, doch die sind eben nur zweidimensional und können erstens nicht alles zeigen und zweitens wirkt manches an einem dreidimensionalen Objekt ganz anders.
Solche Schwächen änderte Scott Wheeler dann selbst oder konstruierte Seitenteile, die in keiner Zeichnung vorgegeben waren. Er verbesserte das, was bei einem sich auf dem Bildschirm bewegenden Objekt falsch wirken würde. Auch bei der Saratoga kam es zu einer Zusammenarbeit. Ihr grundsätzliches Aussehen kam von den Produktionsdesignern, aber einzelne Details (z.B. wie sich die Türen öffnen) wurden von den Animationskünstlern entworfen.

Die Saratoga musste sogar zwei Wochen, bevor die Film-Aufmnahmen am Computer erstellt werden sollten, noch einmal neu zusammengebaut werden. Die Produktionsdesigner riefen nämlich plötzlich bei Area51 an, redeten erst um den heissen Brei herum und erklärten dann etwas kleinlaut, dass es js seit langem auch noch ein alternatives Design für die Saratoga gäbe (das Area51 bis dahin allerdings nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte!), welches die meisten eigentlich schöner finden würden. Langer rede kurzer Sinn; Ob man vielleicht nicht besser dieses Design zur Grundlage nähme, da die Saratoga schliesslich das Stammschiff der Serie sei und Woche für Woche über den Bildschirm flimmern werde? Animationskünstler Karl Denham und seine Kollegen sahen das auch ein, aber die Arbeit begann jetzt praktisch noch einmal von vorne. Immerhin konnte man manche Teile der alten Version nehmen und modifiziert weiterverwenden.
Morgan und Wong wollten bei Space den düsteren Look ihrer voherigen Serie Akte X weiterführen. Der Weltraum ist ein schwarzes unheimliches Nichts, aus dem sich nur Planeten abheben. Selbst die rasant herandüsenden Kriegsraumschiffe fügen sich mit ihrem unauffälligen Farben ins düstere Welt(all)bild. Der eher harmlose, farbenfrohe Sternenkrieg a la Star Wars wird mit dem düsteren Nihilismus von Alien gekreuzt.

Als Vorlage präsentierten Morgan und Wong Area51 aber auch Kriegsfilme über den 2. Weltkrieg. Das harte kompromisslose Schwarz/Weiss dieser alten Streifen sollte in Farbe übertragen werden. Während die dominierernden Science-Fiction Serie Star Trek jahrelang ein sauberes, lichtes All gepredigt hat, betont Space im Sog der düster-mysterösen X-Akten das Schwarz des Sterenenhimmels und die dunklen Schatten auf fremden Welten.
Und so nähert sich Space für einen Farbfilm sehr stark den Hell-Dunkel KOnstrasten eines Schwarzweissfilms, wenn das Schwarz des Alls und das Weiss von Sonnen oder Planeten aufeinander treffen. Während die Schiffe der Vereinigten Erde immerhin nur tarnfarben sind, schimmern die Schiffe der Aliens sogar in - Schwarz!

"Schwarze Raumschiffe im Weltall sind ja nicht gerade ein grossartiger Einfall," schmunzelt Scott Wheeler, einer der Animationskünstler, die bei Area51 hinterm Computer sitzen. Er löste das Problem, indem er das Schiff entweder so filmte, dass es ein Lichteinfall von seinem Hintergrund abschälte oder - wenn es nicht möglich war - legte er ein leichtes blaues Flimmern um das Schiff, um es so von der Pechschwärze abzutrennen.

Die Jungs (und natürlich Madel: Clare Ragge) von Area51 haben sogar Einfluss auf die Handlung genommen. Die Schlacht gegen die ALiens iim Asteroidengürtel war ursprünglich kaum zu sehen. Die Raumschiffe werden zusamengeschossen - Schnitt - auf der Saratoga lobt der colonel: ">Gute Arbeit, juuungs, fliegt heimwärts!" Aber danns chlugen die CGI-Fachleute vor, das Ganze doch etwas spektakulärer zu gestalten und entwarfen am computer all die dramatischen Fighter-Gefechte, die sich nun zu einer heissen Schlacht in der Kälte des Alls zusammenfügen, und James Wong ein erstauntes: "Mann, ist das cool!" entlockten.
Um einen grösstmöglichen Realismus zu erreichen, gingen die CGI-Zauberer sogar soweit, den am Computer simulierten Kamerabewegungen bewusst etwascon ihrer Leichtigkeit und Eleganz zu nehmen. Wenn man mit einer echten Kamera einem vorbeifahrenden Formel Eins Rennwagen zu folgen versucht, wird man grosse Schwierigkeiten haben, das Geschoss im Bild zu halten. Obwohl es bei computererzeugten Aufnahmen logischerweise kein Problem ist, jedem Objekt mühelos zu folgen, weil ja sowieso alles simuliert ist, versuchte man bei den bewegten CGI-Aufnahmen das Gefühl zu erwecken, als würde die Kamera einen vorbeisausenden Fighter gerade noch im Blick behalten.

Realismus war immer das oberste Gebot, auch darin waren moderene Klassiker wie Star Wars und Alien Vorbild. Gegenstände müssen auch mal gebraucht aussehen, der Verschleiss von Bauten, Stationen, Shciffen muss sichtbar werden,und wo Verschmutzuuung oder Verwitterung angebracht sind, sollten sie auch zu finden sein.

Es ist kaum zu glauben, dass aus einer nicht sonderlich grossen Kochküche eine der heissesten Hexenküchen der hochmodernen Computer-Effekte geworden ist. Space 2063 setzt neue Maßstäbe für SFX auf dem heimischen Bildschirm. Die netten Jungs Ken Stranahan, Tim McHugh und Glenn Campbell, die schon seit jeher recht fix mit OCmputer waren, gehören nun zu den Top-Leuten einer immer noch boomenden, immer noch zu neuen Welten aufbrechenden Branche.
Glenn bemängelt nur, dass sich viele Effekt-Leute in ihren Job tummeln, die von Film an sich, von Einstellungen und Schnitten, nur wenig Ahnung haben, nach einem Krieg Der Sterne Besuch entzückt riefen: "Ich will SFX Künstler werden!" Campbell erklärt weiter: "Diese Leute haben eigentlich keine Ahnung davon, wie sich einzelne Aufnahmen zu einem ganzen Spielfilm zusammenfügen, was aber entscheidend ist für das Realisiseren von Effekt-Szenen. Man muss mit einem Studio oder einem Regisseur zusammenarbeiten und wissen, wie sich das, was sie sehen wollen, auf den FIllm auswirken wird. Es genügt nicht zu sagen: 'Das wird eine geile Aufnahme'."
Sicher nicht - aber dank der geilen Cilder, die uns Area51 schenkt, wird der Bildschirm nie mehr so sein, wie er einmal war. Das Jahr 2063 hat Einzug in unsere Phantasie gehalten ...


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