Als Genre und Science-Fiction Fan stehen
die Chancen gut, dass ihr die Arbeit von Schauspieler James
Morrison schon einmal im TV gesehen habt. Er hat gute (Lt.
Colonel McQueen in Space, Profiler James Horn in
Millennium) und sehr schlechte (Homo Dominant Lewis
in Prey, Cotter, ein Agent in Seven Days)
und auch mal unglückliche Jungs (Dr. Robert Wiener in einer
neuen Episode von Akte X, Staffel 7x13) gespielt.
Aber wenn ihr denkt, dass er nur von
einem Genre zum anderen flattert, dann denkt noch mal.
Wenn er nicht gerade für Bühne und Fernsehen in ungewöhnliche
Rollen schlüpft, dann schreibt Morrison seine eigenen
Bühnenstücke oder Poesie und führt Regie, produziert und
schreibt Drehbücher.
Für einen so erfahrenen Schauspieler
ist dies kaum eine Herausforderung. Wenn man ihn fragt,
ob er es schwer findet, zwischen Schauspieler, Regisseur
und Schriftsteller hin und her zu wechseln, antwortet
er in bester McQueen Manier: "Nicht schwer".
Nach diesem kurzen Kommentar und einer
Pause, vertieft er: "Wenn man schauspielert, dann ist
dies das Einzige was dich in dieser Zeit zu interessieren
hat. Man ist ein Schauspieler, der vom Regisseur dirigiert
wird. Andererseits, als Autor und Regisseur versuche ich
Sachen nachzuahmen, nicht dass ich Ideen stehle. Ich versuche
den Umgang mit den Schauspielern und die Situationen nach
zu vollziehen und zu imitieren. Ich weiß nicht, ob ich
es richtig zitiere, aber es gibt ein Sprichwort: Laien
leihen, Künstler stehlen."
Sein Gesicht erhellt sich nach dieser
Beichte: "Ich hatte das Vergnügen mit einigen guten Leuten
zu arbeiten -- zur Zeit habe ich gerade wieder ein Projekt
mit Glen [Morgan] und Jim [Wong] (beide Produzenten von
Space, Akte X und Millennium Anm.
d. A.) abgeschlossen, wo ich in einer Episode von The
Others (Episode "$4.95 a Minute" - leider in den USA
nach nur einer Staffel im Mai 2000 abgesetzt) eine Gastrolle
übernahm. Es war ein Vergnügen mit ihnen und Darin [Morgan,
Emmy ausgezeichneter Autor und Bruder von Glen] wieder
zusammen zu arbeiten -- Ich verdanke Ihnen viel."
Morrison berichtet, das Morgan and Wong
seine Lieblingsregisseure, Produzenten und Drehbuchautoren
sind, und er erklärt, dass seine Erfahrungen mit Morgan
and Wong ihm bei seiner Arbeit hinter der Kamera geholfen
hat.
Der Schauspieler, der seine Arbeit in The Others als eine
Art Heimkehr bezeichnet, erläutert: "Sie alle sind wundervolle
Menschen und wundervolle, ideenreiche Produzenten und
Drehbuchautoren. Tolle Leute. Space und [The]
Wonder Cabinet (Pilot Film zur Serie Die Wunderkammer,
die nie gezeigt wurde Anm. d. A.) waren tolle Erfahrungen
und MillenniuM war auch nicht zu verachten."
Auf die Frage nach seiner Arbeit zu Space,
beginnt Morrison zu lächeln. "Es war hart, aber es hat
sich gelohnt.(Morrison brach sich die Kniescheibe und
eine Rippe während den Dreharbeiten Anm. d. A.) Es ist
eine Schande, dass diese Serie nicht weitergeführt wurde.
Ich hatte die Chance meinen Charakter zu entwickeln, und
obwohl sie vieles von mir nahmen, gaben sie mir auch viel
zurück. Es war eine sehr gute Erfahrung."
Aber viele Fans der Serie waren nicht
der Meinung eine gute Erfahrung zu machen, als Morrison
auf der kürzlichen Neutral Zone Con in Newcastle/England
erklärte, dass er seinen Original-Fliegeranzug von McQueen
zur Auktion freigeben würde.
"Ich halte nicht den Atem an, dass Space
zurückkommt," erklärt er. "Diese Show ist seit fünf Jahren
abgesetzt, obwohl sie etwas Neues und Innovatives war.
Es ist schade und ich wollte den Fliegeranzug für meinen
kleinen Sohn aufheben, aber da diese Auktion für einen
guten Zweck ist (Hunde für Blinde) ist es eine gute Sache
sich davon zu trennen."
Seine Stimme wird härter und schärfer,
als er weiterführt: "Die Leute zu dieser Zeit wussten
einfach nicht, das Space im Programm war. Selbst die Bosse
von Fox haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, es sich
anzusehen. Sie wussten ja noch nicht einmal, dass McQueen
gar keinen Vater hat, er ist ein In-Vitro, ein künstlich
hergestellter Mensch. Wir saßen auf dem Gelände von Fox
und irgendjemand von den Bossen kam vorbei und meinte,
dieser oder jene Schauspieler könnte meinen Vater spielen
... es zeigte mir, dass die Show keine Chance hatte."
Über Space zu sprechen, bringt natürlich
auch die unvermeidbare Konspirationstheorie zurück, die
im Internet unter Fans immer noch heftig diskutiert wird.
"Ich denke nicht, dass Chris Carter (Akte X Anm.
d. A.) jemals wirklich den Einfluss hatte, um Space ab
zu setzen, damit Morgan und Wong wieder zu Akte X
zurück kehren mussten," er schüttelt den Kopf. "Es war
schlicht und ergreifend eine Fehlentscheidung von Fox.
Wenn Carter soviel Einfluss hätte, dann wäre seine neue
Serie [Harsh Realm] nicht nach nur drei Episoden
abgesetzt worden."
Aber das heißt nicht, dass Morrison nicht
schon mit Carter oder seiner Produktionsfirma 1013 zusammen
gearbeitet hat.
James hat erst vor kurzem die Episode Theef (#7x13
deutscher Titel stand bei Redaktionsschluss noch nicht
fest) abgedreht, wo er den erfolgreichen Arzt Dr. Wiener
spielt, der von einem Hexenmeister (Billy Drago) verfolgt
und fast um seine ganze Familie gebracht wird.
"Ich habe einfach ein Vorsprechen zu
Theef gemacht - es war schon das zweite Mal für Akte
X, das erste Mal hatte ich ein Vorsprechen für Bill
Scully, Dana Scullys Bruder. Aber es war in Ordnung, dass
ich nicht für Bill genommen worden bin, denn Wieners Charakter
zu spielen war recht spaßig und fast gruselig. Und die
Arbeit mit Billy Drago ist immer ein Genuss, er ist ein
großartiger Schauspieler."
Noch ein Trick verrät uns Morrison, als
er darüber spricht, dass einer seiner früheren Mitarbeiter
jetzt für Duchovny in Akte X arbeitet.
Morgan und Wong sind dafür bekannt, dass sie immer wieder
mit Schauspielern zusammen arbeiten, die sie kennen und
schätzen, und dass Morrison nun diese Methode übernommen
hat. Ausserdem verwundert es auch nicht, dass er nach
seiner Arbeit zu Space, wieder für eine Gastrolle
in MillenniuM gecastet wurde und auch weitere Projekte
immer wieder mit den Wongs, wie sie in Fach- und Fankreisen
genannt werden, realisiert.
"Nach Space und der Gastrolle
in MillenniuM habe ich gehofft, dass ich wieder
mit ihnen arbeiten konnte. Aber ich war zu beschäftigt
mit meinen eigenen Projekten," erklärt er. "Also war ich
ganz schön stolz, als sie mir sagten, sie hätten für mich
eine Hauptrolle in ihrer neuen Serie The Wonder Cabinet
[Die Wunderkammer] geschrieben."
Nichtsdestoweniger, das Gespräch über
Die Wunderkammer hinterlässt einen bitteren Geschmack
im Mund. Als man bemerkt, dass der Pilotfilm sich doch
sehr an Akte X orientiere, schüttelt Morrison den
Kopf und erklärt mit ruhiger und doch etwas scharfer Stimme:
"Glen und Jim wollten in einen ganz anderen Weg mit dieser
Serie einschlagen."
Auf die Frage, ob er die Gründe wisse,
warum die Serie nie in Produktion gegangen sei, verhärten
sich sein Augen und seine Mundwinkel zucken: "Sie glaubten
nicht, dass ein Hauptdarsteller mit grauem Haar die Zuschauerzahlen
ankurbeln würde."
-- Die Autorin bedankt
sich recht herzlich bei James Morrison, dass er trotz
enger Terminplanung diesem Interview zugestimmt hat. Semper
Fi. 26. März 2000